Woher meine Inspiration kommt

Hintergrund zu „An seiner Saite“ und „An ihrer Saite“

Die wohl meistgestellte Frage zu meinen Cello-Büchern (begleitet von einem verschmitzten Blick) ist „Hast du das so erlebt? Wie viel davon ist denn wahr?“.

Ich kann die Frage verstehen. Auch ich als Leserin möchte bei Büchern, die ich lese, erfahren, wie viel vom Leben des Autors/der Autorin tatsächlich in das Buch geflossen ist. Ob es Szenen gab, die so oder so ähnlich passiert sind, ob Figuren reale Vorbilder „im echten Leben“ haben oder wodurch der Autor/die Autorin zu dem Buch inspiriert wurde.

Bei meinen Cello-Büchern ist es so, dass die Idee im Jahr 2009 entstand, als ich zu studentischen Praktika für 6 Monate in Japan war. „Big in Japan“ war gerade in der ersten Auflage erschienen und es war ein tolles Gefühl, dass ich tatsächlich ein Buch geschrieben hatte. Trotzdem dauerte es noch einmal fast 10 Jahre, bis das erste Cello-Buch erschien. Was war in der Zwischenzeit passiert?

2009-2016

Etwa 5 Jahre lang verschenkte und verkaufte ich „Big in Japan“ im Bekanntenkreis. Es war bei Monsenstein & Vannerdat erschienen, die 2015 leider ihren Print-on-Demand-Verlag (es war einer der ersten dieser Art) aufgeben mussten. Ihre Buch-Projekte fanden bei epubli ein neues zu Hause und so kam es, dass mein Japan-Reisebericht 2016 in neuer Auflage bei epubli erschien. Das war mein tatsächlicher Start ins Selfpublishing. Vorher war ich mit meinem Studienabschluss und Jobeinstieg beschäftigt. Die Selfpublisher-Branche im Internet kannte ich noch nicht und Social Media war damals auch noch eher eine Randerscheinung für mich.

2016-2021

Mit dem Wechsel zu epubli entdeckte ich die Indie-Buchszene mit all ihren Möglichkeiten. Bei einem Wettbewerb der Leipziger Buchmesse gewann ich einen Stand für die LBM2018 und beschloss, für diesen Messebesuch ein neues Buch zu schreiben. Es hätte doch zu traurig ausgesehen, wenn ich dort mit nur einem Buch gestanden hätte. Zeitgleich erfuhr ich über Freunde vom NaNoWriMo, dem Schreibmonat, in dem Schreiberlinge auf der ganzen Welt versuchen, in 1 Monat 1 Buch zu schreiben. Das war ein tolles, machbares Ziel (ich mochte die Herausforderung) und so schrieb ich aus den Notizen zu meinem Japanaufenthalt 2009 den halbautobiografischen Roman „An seiner Saite“.

Also ja, viele Dinge aus „An seiner Saite“ sind so oder ähnlich passiert. Mit Mona habe ich ein Alter Ego von mir erschaffen, das viele Eigenschaften von mir mitbringt. Um ehrlich zu sein, haben fast alle Personen in „An seiner Saite“ reale Vorbilder und viele Szenen sind – in meiner Erinnerung – so passiert.

Etwa auch die Begegnung mit Ken, dem Cellisten?

*Lässt die Katze aus dem Sack* … Ken Katsumoto aus meiner Cello-Dilogie hat ein reales Vorbild, das ich in Japan getroffen habe. (In Japan gibt es eine lebendige Indie-Musik-Szene und man kann tatsächlich viele Musiker/innen auf der Straße oder in kleinen Bars treffen.) Alles, was im Buch über Fan-zu-Musiker-Gespräche hinausgeht, ist allerdings reine Fiktion. Ich kann mich schnell für Künstler, die ich bewundere, begeistern und habe mir einfach die Frage gestellt: Könnte aus so einer Begegnung zwischen extrem unterschiedlichen Menschen ein Liebespaar entstehen? So wurde die Idee zu „An seiner Saite“ und „An ihrer Saite“ geboren.

Es war ein zusätzlicher Glücksfall für meine Inspiration, dass während meines Aufenthalts in Japan 2009 der Film „Okuribito“ (Nokan – Die Kunst des Ausklangs) so massiv beworben wurde. Und dass mich dieser Film genau wie viele andere Kino-Fans (auch Jahre später immer wieder) begeistert hat. Die Emotionen, die Tiefe, die Cello-Musik, die Landschaft, Japan, das Familienthema … ich liebe einfach alles an dem Film. Auch den gesamten Hintergrund, dass Hauptdarsteller Masahiro Motoki sich persönlich jahrelang für diesen Filmstoff eingesetzt und sogar Cellospielen und Bestattungswesen gelernt hat. Schaut euch den Film unbedingt an. Für mich ist es eine ganz große Perle der Filmgeschichte und ich habe ihn während meiner Arbeit an „An seiner Saite“ und auch 2 Jahre später bei „An ihrer Saite“ noch mehrmals geschaut – oder zu der Musik geschrieben.

Übrigens kann man Masahiro Motoki auch in der Netflix-Serie „Giri/Haji“ (wörtlich „Pflicht/Scham“) als Yakuza-Boss bewundern, was noch ganz andere Genüsse verspricht. Leider ist die Krimi-Thriller-Serie von 2019 nur eine Staffel lang (schnief).

Ein anderer großer Einfluss auf „An ihrer Saite“ war die Serie „After the Rain“ von Jun Mayuzuki (japanisch: Koi wa Ameagari no Yō ni, deutsch: Liebe ist wie nach dem Regen).

Sie erschien 2018 in einer haptisch schönen Manga-Ausgabe auf deutsch im Verlag Altraverse (10 Bände) und in einer zwölfteiligen Anime-Serie bei Amazon-Prime. In dieser ruhigen Coming-of-age-Geschichte verliebt sich eine 17-jährige Oberschülerin bei ihrem Schülerjob in ihren Chef: einen 45-jährigen alleinerziehenden Vater. Wie überfordert dieser auf das fest von ihren Gefühlen überzeugte Teenager-Mädchen reagiert, ist zuweilen amüsant, aber auch herzerwärmend.

Diese Serie habe ich während meiner Arbeit an „An ihrer Saite“ sowohl als Manga als auch als Anime sehr genossen und deshalb sind sicher einige Aspekte mit in mein Romanprojekt hineingeflossen. Und so verweben sich persönliche Erlebnisse von mir als Autorin mit Geschichten aus der Popkultur und gedanklicher Fiktion zu einem Romanprojekt, was euch hoffentlich ganz viel Freude bereitet.

Lesung der BerlinAuthors @ForumFactory (28.8.2021)

Am letzten Samstag im August fand die allererste Offline-Lesung für die Anthologie „Großstadtklänge“ statt, in der ich mit einer Kurzgeschichte vertreten bin. „Offline“ deshalb, weil es pandemiebedingt bisher nur Online-Lesungen gab (auf den digitalen Plattformen Instagram und Twitch). Seit 2020 muss man ja immer unterscheiden zwischen „wir sehen uns nur am Bildschirm“ und „wir treffen uns ganz live, in persona, physisch und vor Ort“. Nun war es also so weit, dass die lieben BerlinAuthors eine Live-Lesung vor Ort (unter freiem Himmel) organisiert bekommen haben, und die Vorfreude war groß.

Ich war tatsächlich ganz aufgeregt, obwohl ich gar nicht fürs Vorlesen eingeplant war. Zur Weihnachtszeit 2020 hatte ich ja schon die Ehre gehabt, auf dem Twitch-Kanal der BerlinAuthors aufzutreten und meine Geschichte „Sophies Held“ zu präsentieren. Dieses Mal kam die Aufregung daher, dass ich viele der anwesenden Schreibfreunde etwa 2 Jahre nicht – und manche noch nie – gesehen hatte.

Und die Vorfreude wurde belohnt. Nach anfänglicher Schüchternheit (wie ging das noch mal, dieses Mit-Menschen-Reden?) hat der einsetzende Regen die Situation aufgelockert. Plötzlich mussten Pavillons aufgestellt werden, damit Bücher, Stühle und Publikum vor dem Regen geschützt sind. So saßen wir dann auch wie bei einem Camping-Ausflug unter den Zeltplanen und lauschten sowohl den leichten Regentropfen als auch den 5 Geschichten der 5 Vorlesenden.

Später hörte der Regen wieder auf und nach einer kurzen Fragerunde mit den Autor:innen konnten Bücher erworben und signiert werden. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, mal im Publikum zu sitzen und anschließend ganz ungezwungen mit den Bücherfans ins Gespräch zu kommen. Manche hatten sogar meine Japanbücher dabei und haben mich um ein Autogramm gebeten. Und als Mitautorin in der Anthologie „Großstadtklänge“ konnte ich auch viele von diesen Büchern signieren. Ich entschuldige mich nachträglich, falls ich hier oder da unvollständige Sätze als Widmung in die Bücher hineingeschrieben habe – es ging ein wenig drunter und drüber, so gelöst war die Stimmung am Ende und alle Nervosität weg. Ein wunderschöner Abend unter Gleichgesinnten, bei dem man alles um sich herum vergessen konnte.

Podcasts: meine ersten Audiotalks

Seid ihr auch so große Podcast-Fans? Seit ungefähr 3 Jahren bin ich leidenschaftliche Podcast-Konsumentin. Ob beim Wohnungsputz, beim Spazierengehen, beim Malen, beim Aufräumen, Kochen, zum Aufwachen, zur Siesta, zum Einschlafen – wenn ich nicht aufpasse, könnte ich rund um die Uhr in Podcasts versinken. Umso mehr freue ich mich, dass ich bereits in 3 Podcasts zu Gast sein durfte.

Für mich hat sich die Welt der Podcasts mit Laura Malina Seiler aufgetan: Ihre Gespräche zu den Themen Persönlichkeitsentwicklung und Spiritualität höre ich noch heute gern. Darauf folgten die Interviews von Matze Hielscher mit erfolgreichen Leuten („ich will von ihnen lernen, ihr sollt von ihnen lernen und vor allem eine schöne Zeit im Hotel Matze haben“ – ich verpasse keine Folge, sodass ich schon das Intro mitsprechen kann ^^). Die Literaturagenten von RadioEins höre ich auch sehr gerne und auch andere Bücherpodcasts (wie Seite an Seite, Papierstaupodcast oder Buchplausch).

Natürlich suche ich auch immer nach Japan-Inhalten und bin über Kirschblüten und schwarze Tinte gestolpert: ein Podcasts über japanische Literatur. Den werde ich mir demnächst mal genauer anhören. Und obwohl ich keine Krimis lese oder schaue, habe ich neuerdings Gefallen an True-Crime-Podcasts gefunden (also „wahre Verbrechen“) – die psychologischen Themen hierbei interessieren mich.

In welchen Podcasts bin ich nun zu hören? Da ich hier ja eher schriftlich unterwegs bin, freue ich mich umso mehr, euch auch einmal akustische Einblicke gewähren zu können. Hört also unbedingt mal rein in diese 3 Episoden:

1) LitcampBER

Im November 2019 habe ich mein erstes und bisher einziges (dank Pandemie) LiteraturCamp besucht: das Litcamp Berlin. Gemeinsam mit Liv Modes, einer der Gründerinnen des Netzwerks BerlinAuthors, habe ich aus der ersten BerlinAuthors-Anthologie „Großstadtgefühle“ vorgelesen. Unter diesem Link könnt ihr Livs wunderschöne Geschichte „Mädchen in gelben Kleidern“ hören. Ab Minute 3:45 folgt der erste Teil meiner Kurzgeschichte Sushi Rot-Weiß. (Gesamtzeit 10 Minuten) 

https://literaturcamp-berlin.de/2019/12/09/liv-modes-und-christin-tewes-lesen-aus-grossstadtgefuehle-naechster-halt-friedrichstrasse/

2) Buchplausch

Im Podcast „Buchplausch“ vom Verlag DigitalPublishers wurde ich im Oktober 2020 von Anja und Anne gleich zweimal als Japankennerin interviewt, einmal zum Thema Japan/Japanische Literatur (Folge 52, Gesamtzeit 31 Minuten):

Folge 52: https://www.deezer.com/de/episode/252680592

und einmal zum Thema Mangas (Folge 54, Gesamtzeit 34 Minuten):

Folge 54: https://www.deezer.com/de/episode/255720432?utm_campaign=clipboard-generic&utm_source=user_sharing&utm_medium=desktop&utm_content=talk_episode-255720432

Das waren sehr schöne Erfahrungen für mich, hört also gern mal rein, wenn ihr meine Stimme hören wollt ^^. Habt ihr noch andere Podcast-Tipps für mich? Dann schreibt mir doch gern eine E-Mail an kontakt@christintewes.de oder über mein Kontaktformular.

Produktiv-Streams

Als wir 2020 begannen, die meiste Zeit in unseren vier Wänden zu verbringen, verstärkte sich ein Trend, den es unter Studierenden schon länger gab: das gemeinsame, konzentrierte Lernen/Schreiben/Nachdenken mittels (Live-)Videos im Internet. Ein Phänomen, das durch die Streaming-Plattform Twitch verstärkt wurde und mich durch viele Arbeitsstunden an meinem Roman „An ihrer Saite“ gebracht hat.

Die Idee ist, dass man sich – durch ein (simuliertes) Gegenüber – nicht allein fühlt und/oder an seinem Schreibtisch zu Hause besser fokussieren und konzentrieren kann.

Stilles Arbeiten und Konzentrieren ist bei all der möglichen Ablenkung nicht immer leicht. Manchmal wünscht man sich jemanden, der einen ein wenig kontrolliert und aufpasst, dass man auch wirklich arbeitet. Andererseits fühlen sich manche eher unmotiviert, weil sie allein vor ihrer Arbeit sitzen. Andere Menschen im Raum, die ebenfalls konzentriert arbeiten, können motivierend wirken. Und schließlich wünschen manche sich jemanden, mit dem sie in kleinen Pausen über ihr Lernen/Schreiben/Nachdenken reden können (neue Leute kennenlernen inclusive). All diese Dinge werden durch Live-Streams oder aufgezeichnete StudyWithMe-Videos (mit oder ohne Zeiteinteilung, mit oder ohne Hintergrundmusik) abgedeckt.

Vor allem in der Selfpublisher-Szene hat sich dieser Trend durchgesetzt. So habe ich den Großteil meines Romans geschrieben, während ich einem Live-Stream einer Autorin folgte, die sich zum Ziel gesetzt hatte, an einem Tag 50 Seiten zu schreiben (sie brauchte dafür ca. 8 Stunden ­– ich hingegen sehr viel länger ;). Inzwischen findet man fast täglich zu jeder beliebigen Uhrzeit Live-Videos, in denen man Menschen beim Produktivsein zusehen und sich zum Produktivsein animieren lassen kann. Und falls doch gerade niemand online ist, kann man auf unzählige aufgezeichnete Videos auf Youtube oder Twitch zurückgreifen.

Hier ein paar Live-Empfehlungen von mir.

Ganz früh, um 5:30 geht’s schon los, mit der angehenden Autorin und Coachin Tinkabeere und ihrem ruhigen Schreibstream, manchmal mit Katze (bis 7 Uhr):

https://www.twitch.tv/tinkabeere

Um 9 Uhr (Coworking) und um 14 Uhr (Live-Lektorat) kann man Di+Do der Lektorin Kommafalter über die Schulter schauen:

https://www.twitch.tv/kommafalter

Liebevolles Coworking mit motivierenden Gute-Laune-Karten gibt es bei meiner Namensvettering und SocialMedia-Managerin HiChristin jeden Wochentag vormittags ab 10 Uhr (Top-Tipp):

https://www.twitch.tv/hichristin

Ab 12:30 gibt es wochentags Coworking mit dem angehenden Autor Gipfelbasilisk. In den größeren Pausen liest er mit toller Stimme Grimm’s Märchen vor – das passt super, um eine kleine Pause auf dem Sofa zu machen.

https://www.twitch.tv/gipfelbasilisk

Und ab 15:30 gibt es lustige Schnatterzeiten, Getränke an der virtuellen Bar und natürlich Produktivphasen mit dem Berliner Autoren DerEilinger.

https://www.twitch.tv/dereilinger

Extra: Wer es nicht live haben möchte, sondern aufgezeichnete Ambiente-Videos: Schaut rein in die ruhigen Youtube-Videos von Herzchirurgie-Student Jimmy aus Kanada:

https://www.youtube.com/watch?v=csCp0Wd2-40&list=PLnBcyEFLuLUvLfPvZY8dutEVvABNHa5nR&index=17

Schaut gern mal rein. Man kann den Kreativen völlig kostenlos und ohne Anmeldung zusehen. Nur zum Mitschreiben im Chat muss man ein Konto haben. Viel Spaß!

Das Cellobuch (Dietmar Berger)

Im Herbst 2020 hatte ich das Vergnügen, mit dem Cellisten Dietmar Berger in Kontakt zu treten. Er brachte im Dezember 2020 im Kölner Verlag Dohr – wie der Untertitel verrät – „ein Buch für Cellofans“ heraus, in das meine Dilogie freudigerweise aufgenommen wurde.

In seinem Fachbuch „Das Cellobuch: Das Instrument im Spiegel von Literatur und Film“ versammelt er verschiedenste literarische Spuren zu diesem wunderbaren Instrument, ob von Krimiautoren, Zeitungskolumnisten oder Geigenbauern. Er möchte zeigen, was eigentlich die Faszination des Cellos ausmacht, und ich bin dankbar, dass auch ich mit meinen Romanen vertreten bin. Wenn ihr euch für Cellos interessiert und mehr Literatur oder Filme rund um das Thema Cello kennenlernen wollt, schaut unbedingt mal hinein.

https://www.dohr.de/fachbuch/einzeltitel/isbn9783868461688.htm

Neuerscheinung: An ihrer Saite

Hurraaaa, es ist da! Am 2. Mai 2021 erschien endlich endlich endlich die Fortsetzung und der Abschluss meines Liebesromans „An seiner Saite“. Mit „An ihrer Saite“ ist der Bogen nun geschlossen und die Geschichte um die mutige Studentin Mona und den sensiblen Japaner Ken beendet. Alles Dinge, die ich selbst immer noch kaum realisieren kann. Ich halte den zweiten Band in meinen Händen und freue mich. Und doch ist es so unwirklich, zu sagen: das ist schon mein drittes Buch! Das habe ich selbst geschrieben, im Schweiße meines Angesichts monatelang zu Papier gebracht, daran herumgefeilt, immer wieder daran gezweifelt und dann trotzdem weitergeschrieben, weil muss ja. Es muss einfach fertig werden, es muss in die Welt, es muss sich neben „An seiner Saite“ stellen und zusammen sollen sie gut aussehen. So einfach 🙂

Einfach war’s nicht, wenn ich zurückdenke, wie sich die Jahreszeiten während des Schreibens gewandelt haben, wie sich meine Gedanken über die Monate verändert haben und wie der Text einem Brotteig gleich hin- und herwaberte. Das erste Mal mit einer Lektorin an meiner Saite (hihi) habe ich mich zeitweilig wie eine echte Autorin gefühlt, wie eine Schriftstellerin, die abends mit Gedanken an den Text ins Bett geht und sich überlegt, an welcher Textstelle sie morgen weiterschreiben wird. Es war eine schöne Zeit und oft werde ich gefragt, wie ich das neben meinem Hauptjob eigentlich gebacken kriege.

Ich kann nur sagen: durch Disziplin. Durch (nicht tägliches aber irgendwie) regelmäßiges Schreiben, durch eine Stunde vor und eine Stunde nach der Arbeit. Durch Geduld und Ausdauer und ein wenig Sturheit (einfach weitermachen, nicht zu viel drüber nachdenken, nicht hadern) und – natürlich – durch Verzicht. Statt zu schreiben, hätte ich oft genug lieber ein Buch gelesen, mehr Serien und Filme gesehen, mehr Weihnachtsplätzchen gebacken, mehr Freunde getroffen (als das trotz Pandemie ging), aufwändiger gekocht, mich in andere Themen hineingelesen oder einfach nur gefaulenzt. Aber dann hätte es halt noch länger gedauert und das war ein Gedanke, der mir nicht gefiel. Der Abschluss meiner Cello-Reihe ist kein Opus Magnum, sondern eine kleine feine Geschichte für Zwischendurch. Vielleicht kennt ihr den Ausspruch aus der Schul- und Ausbildungszeit: auf Lücke lernen. Ich würde sagen, ich habe auf Lücke geschrieben. Damit meine ich nicht, dass ich mir um die Handlung, ihre Figuren und die Sprache nur wenige Gedanken gemacht hätte – absolut nicht. Sondern eher die geistige Haltung, dass ich mit manchen Unzulänglichkeiten eben leben und sie tolerieren muss. Für das Ziel einer schnellen Veröffentlichung muss ich über Manches hinwegsehen und Unperfektes unperfekt sein lassen. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass ich bei einem zukünftigen Projekt anders denken und mir mehr tiefschürfende Zeit nehmen würde. Ein wenig freue ich mich schon auf diese potenzielle Zeit, auf diese Zeit irgendwann, wenn ich dann wirklich Schriftstellerin bin 😉

Ich war übrigens sehr happy darüber, dass mein Roman auf der kleinen Rezensions-Plattform Das Bambusblatt vorgestellt wurde. Unter der Kategorie „Sechseck“ stellen die Autorinnen dort jeweils 6 Fragen zu einem Buchprojekt. Schaut euch gern den Link an und erfahrt ein paar Zusatzinfos zur Veröffentlichung von „An ihrer Saite“. Und vielleicht entdeckt ihr ja auch ein paar andere Autor:innen und ihre Bücher.

https://dasbambusblatt.home.blog/2021/05/06/sechseck-christin-tewes/

Wie geht es nun weiter? Ich habe in den letzten Wochen den Frühling genossen und ein paar der Dinge nachgeholt, auf die ich während der Arbeit an „An ihrer Saite“ verzichten musste. Jetzt steht der Sommer vor der Tür und ich freue mich darauf, die Zeit ganz ohne ein Romanprojekt im Hinterkopf zu genießen: mit Lesen, Filme/Serien schauen, Freunde treffen. Lediglich das Lektorat einer meiner Kurzgeschichten steht auf dem Programm, die für eine Anthologie des Netzwerks FaKriRo ausgewählt wurde, und darauf freue ich mich ebenfalls sehr.

Bis dahin bin ich gespannt auf eure Meinungen zu „An ihrer Saite“, die ihr mir gern auf Rezensionsseiten im Internet oder persönlich hier in meinem Kontaktformular hinterlassen könnt.

Viel Freude beim Lesen!

Teil 2 meiner Cello-Dilogie

Im Frühjahr 2018 erschien „An seiner Saite“, ein Roman, der eigentlich mit einem anderen Ende hätte abgeschlossen sein sollen. Ursprünglich sollte Mona in einem eher traurigen Ende nach Deutschland zurückkehren. Einige Testleser:innen waren mit dem Ende aber absolut nicht einverstanden (und ich zu einem gewissen Teil auch nicht), sodass ich entschied, es abzuändern und Mona in Japan bleiben zu lassen. An Kens Seite.

Dadurch stand ich plötzlich vor der Möglichkeit (aber auch der Herausforderung), die Liebesgeschichte der beiden fortzuschreiben. Eineinhalb Jahre trug ich mich mit dem Gedanken, scheute mich vor der Aufgabe, konnte Mona und Ken aber nicht vergessen. Ich wollte mich noch nicht von ihnen verabschieden. Also begann ich Ende 2019 die Fortsetzung zu planen.

Wenn ich zurückdenke, glaube ich, der Titel stand für mich bereits zu diesem Zeitpunkt fest. Es gab keine Alternative. Teil 2 meiner Cello-Dilogie heißt also (Trommelwirbel):

„An ihrer Saite“

Gemeint ist „An Monas Seite“ und das bedeutet: Ken darf zu Wort kommen. Teil 1 war nur aus Monas Sicht geschrieben, doch um Kens Gefühle und Sorgen zu zeigen, wollte ich ihn selbst zu Wort kommen lassen. Ich entschied mich daher für beide Perspektiven: Monas und Kens. Beide erzählen uns in „An ihrer Saite“ ihre Geschichte. Eine zusätzliche Herausforderung für mich als Autorin, aber ich wollte mich ihr stellen. Und so ging es also los.

März 2020: Die Planung war abgeschlossen. Das Buch sollte zu Weihnachten 2020 erscheinen. Mit meiner Grafikerin arbeitete ich bereits am Cover.

April 2020: Im CampNano April schrieb ich das erste Viertel. Danach weitere Planung.   

Juli 2020: Im CampNano Juli schrieb ich den Hauptteil der Geschichte (zwei weitere Viertel)

August 2020: Ich war wie im Rausch und schob das letzte Viertel direkt hinterher.

Außerdem lief mir eine Lektorin über den Weg, der ich mein Projekt anvertrauen wollte. Schaut gern mal bei ihr vorbei auf loremipsa.de. Damit war jedoch klar: den Zeitplan (Weihnachten 2020) würde ich nicht einhalten können. Noch dazu gab es im Herbst 2020 Einschnitte in meinem Privatleben und ich beschloss: jetzt haben andere Dinge Priorität, nimm mal den Druck raus. Die Pandemie, der Hauptjob, das Romanprojekt, das Leben ­– 2020 war kein normales, entspanntes Jahr, also sollten wir nicht so tun, als wäre bei uns alles normal und entspannt. Innehalten, Tempo rausnehmen, das war mein Herbst letzten Jahres.

Trotzdem wollte und will ein Teil von mir sich nicht zu sehr zurückziehen und dieses nervenaufreibende, zeitintensive, zerstreuende, geliebte Romanprojekt trotzdem so schnell wie möglich in die Welt bringen. Teil 2 ist um einiges anders, gefällt mir selbst viel besser, aber es hat mir auch mehr abverlangt.

Oktober 2020: Ich gab „An ihrer Saite“ trotz aller Umstände ins Lektorat.

November 2020: Der Text kam aus dem Lektorat zurück, hatte viel Lob bekommen, aber auch noch einige Baustellen.

Dezember 2020: Ich überarbeitete den Text, kämpfte gegen die Zeit an (ich wollte unbedingt vor Weihnachten fertig sein) und schrieb noch ein knappes weiteres Viertel Text dazu. Am 23. Dezember ging der Text in die zweite Lektoratsrunde und ich in die Weihnachtspause.

Februar 2021: Der Text kam aus dem Lektorat zurück, bereit für die Zielgerade.

Ich werde der Geschichte nun den letzten Schliff geben und sie dann hoffentlich im Frühjahr veröffentlichen können. Vielleicht legt ja der Osterhase dem ein oder anderen ein Buch ins Nest. 🙂

Großstadtklänge

Hurra! Seit Dezember 2020 ist die zweite #BerlinAuthors-Anthologie mit dem schönen Namen „Großstadtklänge“ erhältlich und ich bin sehr froh, auch hier mit einer Kurzgeschichte vertreten zu sein.

Bei Klängen in einer Großstadt habe ich sofort das Cello vor Augen, das ich als völlige Musiklaie von 2014 bis 2017 gespielt habe. Seit ich 2009 in Japan von der Cello-Begeisterung erfasst wurde, ließ mich der Gedanke nicht los, es selbst einmal mit dem Cello zu versuchen. Einfach hobbymäßig. Also tat ich es schließlich, mietete mir ein Cello und buchte eine talentierte Lehrerin. Den Tag, als die Spedition vor meinem Haus hielt und diesen riesigen Karton zu mir in die Wohnung trug, werde ich wohl nicht wieder vergessen. Ein Berg von Füllchips und dazwischen … mein Cello. Ich traute mich kaum, es aus der Tasche zu nehmen. 

Meine Angst, das Cello könne kaputtgehen, Kratzer oder Ecken bekommen, habe ich schließlich in der Kurzgeschichte „Sophies Held“ verarbeitet, die nun in „Großstadtklänge“ abgedruckt wurde. Ihr könnt meine und 30 andere Berlinklang-Geschichten für 12,90 Euro im Buchhandel erwerben. Das verbindende inhaltliche Element ist dieses Mal übrigens das Stichwort „Vogel“, das in irgendeiner Form in all unseren Geschichten zu finden ist. Für einen Teil der Beiträge habe ich außerdem als Korrektorin mitgewirkt und fühle mich deshalb besonders verbunden mit dieser 256 Seiten starken Anthologie.

Meine Geschichte hat diesmal nichts mit Japan zu tun, aber wer Japan UND das Cello in EINER Geschichte lesen möchte, dem empfehle ich natürlich gern meine Roman-Dilogie: „An seiner Saite“ plus Fortsetzung.

BuchBerlin 2019

Die BuchBerlin am 23. und 24. November 2019 war sehr besonders für mich, weil ich in einer Doppel- ja, Trippelrolle aufgetreten bin.
  1. eigener Stand mit meinen Büchern (zum 2. Mal bei der BuchBerlin)
  2. bei der Veröffentlichung der ersten BerlinAuthors-Anthologie dabei
  3. erste eigene Lesung zu meinem Reisebericht „Big in Japan“

Ui, war ich aufgeregt! Zum Glück, muss man sagen, fand meine Lesung erst am zweiten Tag der Messe statt. So war ich nach dem ersten Messetag (Samstag) kaputt genug, um schlafen zu können. Sonst wäre ich wahrscheinlich vor der Lesung im Kreis gelaufen. Bin ich zwar trotzdem etwas, aber die Anspannung hielt sich in Grenzen, weil ich ausgeruht war. Aber der Reihe nach.

(Stand der BerlinAuthors auf der BuchBerlin 2019)

Zusammen mit den Gründerinnen des Netzwerks BerlinAuthors habe ich die Veröffentlichung ihrer ersten Anthologie gefeiert (eine Dame fehlt leider auf dem obigen Bild). In „Großstadtgefühle“ ist auch ein Beitrag von mir enthalten und es war ein umso witzigeres Event, dieses Buchbaby aus der Taufe zu heben, weil ich gleich gegenüber des BerlinAuthors-Standes meinen eigenen Stand hatte.

(An meinem Stand, mit der Anthologie der BerlinAuthors 🙂

Am Abend des 23. November gab es die große Releaseparty, auf der wir die Veröffentlichung der Anthologie mit Live-Lesungen, Interviews und dem ein oder anderen Gläschen gebührend gefeiert haben. Es war schön zu sehen, wie der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt war, weil sich viele Leute aus der Indiebuch-Szene versammelt hatten.

(Anthologie-Releaseparty im Kallasch&)

Am nächsten Tag hatte ich nun meine erste eigene 30-minütige Lesung und freute mich, dass sich knapp 15 Leute in dem Wohnzimmer ähnlichen Lesungsraum meine Japanstories aus „Big in Japan“ anhören wollten. Es war super angenehm, aus meinem Buch vorzulesen, Hintergrundwissen zu erzählen und Fragen aus dem Publikum zu beantworten. Natürlich war ich aufgeregt und brauchte ein wenig, um mich einzugewöhnen. Aber da es mir wirklich Spaß gemacht hat, freue ich mich nun schon auf alle Lesungen, die noch kommen werden.

Die restliche Messezeit verbrachte ich mit Netzwerken 🙂 Es tummelten sich auch dieses Jahr wieder viele tolle Leser_innen, Blogger_innen, Aussteller_innen und Autor_innen im MOA-Bogen in Moabit. Und obwohl ich nun das dritte Jahr als Selfpublisherin unterwegs bin, fällt es mir immer noch schwer, einfach auf bekannte Gesichter der Buchbubble zuzugehen und einfach „Hi“ zu sagen. Umso schöner, dass ich mich bei Jasmin „Zippi“ Zipperling, Martin Krist und Katrin Ils doch getraut habe. Am Ende des Tages war dann aber auch eine Massage nötig, die ich mir vor Ort am Massage-Point gerne gegönnt habe 😉

Derzeit (Mai 2020) steht es in den Sternen, wann wieder Messen stattfinden können. Bis dahin schlage ich vor, wir erfreuen uns an den Erinnerungen und genießen die Möglichkeiten der Vernetzung übers Internet (was für eine großartige Erfindung!). Bleibt gesund!

 

Mein erstes Literaturcamp: LitcampBER 2019

Am 9. und 10. November 2019 fand das erste LitcampBerlin statt, das zugleich mein erstes Litcamp überhaupt war. Und ich hatte im Vorfeld viele Fragen. 9 Uhr schon da sein? Sessions, kann man das essen? Und lesen wir dort den ganzen Tag? Nach den zwei vollgepackten Tagen ging ich erschöpft, aber mit vielen Antworten nach Hause. Und davon möche ich euch berichten.

(spannende Location und leerer Sessionplan)

Die Schule, in der das Litcamp für zwei Tage zu Hause war, war ein sehr abgefahrener Ort. Hinterhof, ungefähr vierte Etage und viele unterschiedliche Räume, Kreativität an den Wänden, Benutzungsspuren … die Location sprühte vor Kreativität und kitzelte viel flexibles Denken aus uns heraus. Wir, das waren etwa vierzig Literaturinteressierte aus allen Bereichen. Und gemäß der Idee eines literarischen Barcamps begneten wir uns alle auf Augenhöhe: jede_r war dazu aufgerufen, das Treffen aktiv mitzugestalten. Jede_r konnte Themen für Sessions (45-minütige Workshops) vorschlagen und diese leiten oder als Zuhörer_in besuchen. Dazu ging man nach dem gemeinsamen Frühstück (vorbereitet vom Orgateam) ans Mikrofon, pitchte die Idee und mit kurzem Handzeichen der Interessierten aus dem Publikum wurde entschieden, ob diese Session auf den Sessionplan kam oder nicht. Da wir nur eine kleine Gruppe waren, schaffte es eigentlich auch jede Idee auf den Sessionplan, der dann unser selbstgewählter Stundenplan für den jeweiligen Tag war.

(schöne Litcamp-Tasse und voller Sessionplan)

Und dann ging es auch schon los. Man musste sich leider entscheiden, welchen der drei Workshops pro Uhrzeit man besuchen wollte, denn drei fanden immer parallel statt. Nach jedem Workshop gab es eine kurze Pause und dann begann auch schon der nächste – bei voller Flexibilität. Wenn einen ein Thema nicht interessierte, besuchte man eben keinen Workshop und nutzte die Stunde lieber zum Schreiben (schließlich war NaNoWriMo) oder zum Netzwerken.

Von den Sessions, denen ich lauschte, waren „Power of 15“ und „Social Media für Schreibende“ am interessantesten.

Power of 15: Arbeit zwei bis drei Monate lang an 5 von 7 Tagen jeweils nur 15 Minuten an deinem Projekt (egal was) und feier dich jedes Mal selbst, wenn du es geschafft hast. Diese 15 Minuten sind für dich, für das, was dich antreibt. Dadurch soll eine Routine aufgebaut werden, die dich, ohne nachzudenken ins Tun bringt, motiviert und schließlich früher oder später an dein Ziel führt. Die Webseite ShutUpAndWrite wurde in dem Zusammenhang vorgestellt und die werde ich mir mal genauer ansehen.

Bei der Social-Media-Session von Liv Modes bekamen wir einige Tipps zum professionellen Umgang auf Social-Media-Plattformen. Was kann man posten (80% Persönliches und Schreiballtag, 20% konkrete Werbung) oder wie kann man posten (z.B. mithilfe der Seite BookBrush, die schöne Bilder erstellt). Kurz zusammengefasst: „Ihr schreibt geile Texte und ihr dürft darüber reden!“ Hihi.

Mit eben dieser wunderbaren Liv hatte ich am Samstagabend das Vergnügen, aus unserer damals noch nicht erschienenen Anthologie „Großstadtgefühle“ vorzulesen. Zusammen mit 6 anderen Jungautorinnen veranstalteten wir am Abend die LitcampBER-Lesung, bei der es viele verschiedene Texte zu hören gab. Und außerdem Popcorn 🙂

Es war meine allererste Lesung überhaupt und … to be honest … ich weiß nicht mehr, was ich da genau gesagt habe 😀 Ich war wirklich sehr nervös, obwohl es gar keinen Grund gab. Umso schöner, dass man diese Lesungsschnipsel immer noch auf der Homepage des Litcamps nachhören kann.