Produktiv-Streams

Als wir 2020 begannen, die meiste Zeit in unseren vier Wänden zu verbringen, verstärkte sich ein Trend, den es unter Studierenden schon länger gab: das gemeinsame, konzentrierte Lernen/Schreiben/Nachdenken mittels (Live-)Videos im Internet. Ein Phänomen, das durch die Streaming-Plattform Twitch verstärkt wurde und mich durch viele Arbeitsstunden an meinem Roman „An ihrer Saite“ gebracht hat.

Die Idee ist, dass man sich – durch ein (simuliertes) Gegenüber – nicht allein fühlt und/oder an seinem Schreibtisch zu Hause besser fokussieren und konzentrieren kann.

Stilles Arbeiten und Konzentrieren ist bei all der möglichen Ablenkung nicht immer leicht. Manchmal wünscht man sich jemanden, der einen ein wenig kontrolliert und aufpasst, dass man auch wirklich arbeitet. Andererseits fühlen sich manche eher unmotiviert, weil sie allein vor ihrer Arbeit sitzen. Andere Menschen im Raum, die ebenfalls konzentriert arbeiten, können motivierend wirken. Und schließlich wünschen manche sich jemanden, mit dem sie in kleinen Pausen über ihr Lernen/Schreiben/Nachdenken reden können (neue Leute kennenlernen inclusive). All diese Dinge werden durch Live-Streams oder aufgezeichnete StudyWithMe-Videos (mit oder ohne Zeiteinteilung, mit oder ohne Hintergrundmusik) abgedeckt.

Vor allem in der Selfpublisher-Szene hat sich dieser Trend durchgesetzt. So habe ich den Großteil meines Romans geschrieben, während ich einem Live-Stream einer Autorin folgte, die sich zum Ziel gesetzt hatte, an einem Tag 50 Seiten zu schreiben (sie brauchte dafür ca. 8 Stunden ­– ich hingegen sehr viel länger ;). Inzwischen findet man fast täglich zu jeder beliebigen Uhrzeit Live-Videos, in denen man Menschen beim Produktivsein zusehen und sich zum Produktivsein animieren lassen kann. Und falls doch gerade niemand online ist, kann man auf unzählige aufgezeichnete Videos auf Youtube oder Twitch zurückgreifen.

Hier ein paar Live-Empfehlungen von mir.

Ganz früh, um 5:30 geht’s schon los, mit der angehenden Autorin und Coachin Tinkabeere und ihrem ruhigen Schreibstream, manchmal mit Katze (bis 7 Uhr):

https://www.twitch.tv/tinkabeere

Um 9 Uhr (Coworking) und um 14 Uhr (Live-Lektorat) kann man Di+Do der Lektorin Kommafalter über die Schulter schauen:

https://www.twitch.tv/kommafalter

Liebevolles Coworking mit motivierenden Gute-Laune-Karten gibt es bei meiner Namensvettering und SocialMedia-Managerin HiChristin jeden Wochentag vormittags ab 10 Uhr (Top-Tipp):

https://www.twitch.tv/hichristin

Ab 12:30 gibt es wochentags Coworking mit dem angehenden Autor Gipfelbasilisk. In den größeren Pausen liest er mit toller Stimme Grimm’s Märchen vor – das passt super, um eine kleine Pause auf dem Sofa zu machen.

https://www.twitch.tv/gipfelbasilisk

Und ab 15:30 gibt es lustige Schnatterzeiten, Getränke an der virtuellen Bar und natürlich Produktivphasen mit dem Berliner Autoren DerEilinger.

https://www.twitch.tv/dereilinger

Extra: Wer es nicht live haben möchte, sondern aufgezeichnete Ambiente-Videos: Schaut rein in die ruhigen Youtube-Videos von Herzchirurgie-Student Jimmy aus Kanada:

https://www.youtube.com/watch?v=csCp0Wd2-40&list=PLnBcyEFLuLUvLfPvZY8dutEVvABNHa5nR&index=17

Schaut gern mal rein. Man kann den Kreativen völlig kostenlos und ohne Anmeldung zusehen. Nur zum Mitschreiben im Chat muss man ein Konto haben. Viel Spaß!

Das Cellobuch (Dietmar Berger)

Im Herbst 2020 hatte ich das Vergnügen, mit dem Cellisten Dietmar Berger in Kontakt zu treten. Er brachte im Dezember 2020 im Kölner Verlag Dohr – wie der Untertitel verrät – „ein Buch für Cellofans“ heraus, in das meine Dilogie freudigerweise aufgenommen wurde.

In seinem Fachbuch „Das Cellobuch: Das Instrument im Spiegel von Literatur und Film“ versammelt er verschiedenste literarische Spuren zu diesem wunderbaren Instrument, ob von Krimiautoren, Zeitungskolumnisten oder Geigenbauern. Er möchte zeigen, was eigentlich die Faszination des Cellos ausmacht, und ich bin dankbar, dass auch ich mit meinen Romanen vertreten bin. Wenn ihr euch für Cellos interessiert und mehr Literatur oder Filme rund um das Thema Cello kennenlernen wollt, schaut unbedingt mal hinein.

https://www.dohr.de/fachbuch/einzeltitel/isbn9783868461688.htm

Neuerscheinung: An ihrer Saite

Hurraaaa, es ist da! Am 2. Mai 2021 erschien endlich endlich endlich die Fortsetzung und der Abschluss meines Liebesromans „An seiner Saite“. Mit „An ihrer Saite“ ist der Bogen nun geschlossen und die Geschichte um die mutige Studentin Mona und den sensiblen Japaner Ken beendet. Alles Dinge, die ich selbst immer noch kaum realisieren kann. Ich halte den zweiten Band in meinen Händen und freue mich. Und doch ist es so unwirklich, zu sagen: das ist schon mein drittes Buch! Das habe ich selbst geschrieben, im Schweiße meines Angesichts monatelang zu Papier gebracht, daran herumgefeilt, immer wieder daran gezweifelt und dann trotzdem weitergeschrieben, weil muss ja. Es muss einfach fertig werden, es muss in die Welt, es muss sich neben „An seiner Saite“ stellen und zusammen sollen sie gut aussehen. So einfach 🙂

Einfach war’s nicht, wenn ich zurückdenke, wie sich die Jahreszeiten während des Schreibens gewandelt haben, wie sich meine Gedanken über die Monate verändert haben und wie der Text einem Brotteig gleich hin- und herwaberte. Das erste Mal mit einer Lektorin an meiner Saite (hihi) habe ich mich zeitweilig wie eine echte Autorin gefühlt, wie eine Schriftstellerin, die abends mit Gedanken an den Text ins Bett geht und sich überlegt, an welcher Textstelle sie morgen weiterschreiben wird. Es war eine schöne Zeit und oft werde ich gefragt, wie ich das neben meinem Hauptjob eigentlich gebacken kriege.

Ich kann nur sagen: durch Disziplin. Durch (nicht tägliches aber irgendwie) regelmäßiges Schreiben, durch eine Stunde vor und eine Stunde nach der Arbeit. Durch Geduld und Ausdauer und ein wenig Sturheit (einfach weitermachen, nicht zu viel drüber nachdenken, nicht hadern) und – natürlich – durch Verzicht. Statt zu schreiben, hätte ich oft genug lieber ein Buch gelesen, mehr Serien und Filme gesehen, mehr Weihnachtsplätzchen gebacken, mehr Freunde getroffen (als das trotz Pandemie ging), aufwändiger gekocht, mich in andere Themen hineingelesen oder einfach nur gefaulenzt. Aber dann hätte es halt noch länger gedauert und das war ein Gedanke, der mir nicht gefiel. Der Abschluss meiner Cello-Reihe ist kein Opus Magnum, sondern eine kleine feine Geschichte für Zwischendurch. Vielleicht kennt ihr den Ausspruch aus der Schul- und Ausbildungszeit: auf Lücke lernen. Ich würde sagen, ich habe auf Lücke geschrieben. Damit meine ich nicht, dass ich mir um die Handlung, ihre Figuren und die Sprache nur wenige Gedanken gemacht hätte – absolut nicht. Sondern eher die geistige Haltung, dass ich mit manchen Unzulänglichkeiten eben leben und sie tolerieren muss. Für das Ziel einer schnellen Veröffentlichung muss ich über Manches hinwegsehen und Unperfektes unperfekt sein lassen. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass ich bei einem zukünftigen Projekt anders denken und mir mehr tiefschürfende Zeit nehmen würde. Ein wenig freue ich mich schon auf diese potenzielle Zeit, auf diese Zeit irgendwann, wenn ich dann wirklich Schriftstellerin bin 😉

Ich war übrigens sehr happy darüber, dass mein Roman auf der kleinen Rezensions-Plattform Das Bambusblatt vorgestellt wurde. Unter der Kategorie „Sechseck“ stellen die Autorinnen dort jeweils 6 Fragen zu einem Buchprojekt. Schaut euch gern den Link an und erfahrt ein paar Zusatzinfos zur Veröffentlichung von „An ihrer Saite“. Und vielleicht entdeckt ihr ja auch ein paar andere Autor:innen und ihre Bücher.

https://dasbambusblatt.home.blog/2021/05/06/sechseck-christin-tewes/

Wie geht es nun weiter? Ich habe in den letzten Wochen den Frühling genossen und ein paar der Dinge nachgeholt, auf die ich während der Arbeit an „An ihrer Saite“ verzichten musste. Jetzt steht der Sommer vor der Tür und ich freue mich darauf, die Zeit ganz ohne ein Romanprojekt im Hinterkopf zu genießen: mit Lesen, Filme/Serien schauen, Freunde treffen. Lediglich das Lektorat einer meiner Kurzgeschichten steht auf dem Programm, die für eine Anthologie des Netzwerks FaKriRo ausgewählt wurde, und darauf freue ich mich ebenfalls sehr.

Bis dahin bin ich gespannt auf eure Meinungen zu „An ihrer Saite“, die ihr mir gern auf Rezensionsseiten im Internet oder persönlich hier in meinem Kontaktformular hinterlassen könnt.

Viel Freude beim Lesen!